Liedzeit

2023-01-20

Das Gedächtnis ist ein seltsames Wesen. Ich habe David Crosby zusammen mit Graham Nash gesehen. Und es war eines der allerbesten Konzerte. Ich sehe beide genau vor meinem geistigen Auge. Höre, wie sie die einzelnen Lieder ansagen, kleine Anekdoten erzählen und dann so wunderschön harmonisch zusammen singen.

Und dann, will mir scheinen, als hätte ich auch einmal Crosby und Nash zusammen mit Stephen Stills gesehen. Und wenn das nicht völlig gesponnen ist, dann wäre das ein paar Jahre nach dem C&N Konzert gewesen. Und wenn ich die gesehen habe, wie kann das weniger beeindruckend gewesen sein, als jenes erste Konzert?

Egal, jedenfalls gehört Crosby mit zu den paar Helden, die mal so mindestens acht Meilen über dem Rest von uns schweben. Und auch wenn die Geschichte oft erzählt wurde, ist sie es wert wieder erzählt zu werden. Mitglied der Byrds, da rausgeschmissen, um dann Teil von etwas noch Größerem zu werden.

Nun lese ich, dass er Vokalpartien u.a. zu dem unsäglichen Another Day in Paradise beisteuerte. Das stürzt mich in tiefe Depression. Da muss ich nun schnell Déjà vu auflegen.

Edit: Aus dem schönen Nachruf von Willi Winkler in der SZ erfahre ich, dass Herr Collins die Lebertransplantation bezahlt hat. Insofern war Davids Gesang so eine Art erweiterte Notwehr. Warum hat Nash die Hollies verlassen? Die waren ihm, laut Winkler, zu clearasil geworden.