2025-11-25
Wenn nicht gerade Udo Kier von uns gegangen wäre, hätte ich mir diesen Film vermutlich eher nicht angesehen. So bin ich zumindest mal weit vorne und kenne nun einen Kandidaten für den ausländischen Oscar. Und Cannes-Gewinner (Regie, Kleber Mendonça Filho). Und es war, wenn ich mich nicht sehr täusche, mein erster Film auf Portugiesisch.
Am Anfang sehen wir einen Mann, der sich als Agent herausstellen wird, Wagner Moura, mit einem hübschen Käfer (dem Auto) an eine Tankstelle fahren. Da liegt seit Tagen ein Mann tot unter einem Pappdeckel, hat er nicht anders verdient, da er was klauen wollte und drum erschossen wurde. Die Polizei komme erst am Aschermittwoch. Bis dahin gibt es wichtigere Dinge zu tun. Dann ist sie doch da, aber nur um unseren Mann zu durchsuchen, und an Kohle zu kommen. Der coole Mann rückt aber nur ein paar Zigaretten heraus.
Wenn ich richtig verstanden habe, und da muss das Geständnis her, dass das nicht unbedingt der Fall ist, will der Mann, der Armando heißt, sich aber Marcello nennt, etwas über seine Mutter erfahren und lässt sich darum in einem Einwohnermeldeamt einschleusen, das aber auch (manchmal) als Polizeitstation dient. Jedenfalls herrscht da der korrupte Polizeichef Dr. Euclides.
Einen Sohn, der bei seinem Filmvorführer-Opa wohnt, hat er auch, und am Ende will er den sogar mit zu sich nehmen. Leider aber, so viel Spoiler muss sein, wird er gekillt, und dann noch im Off. Das ist besonders traurig, da der Lolal-Killer, der von zwei auswertigen angeheuert wurde, versagt, aber der kriegte auch nur 4000 Drachmen (oder wie immer die Währung hieß) und die Profis 60000. Armando ist nämlich eigentlich Hochschulprofessor und hat sich mit einem fiesen Typen (auch Professor) aus dem Süden angelegt. Der stammt urspünglich aus Italien, hat also Gangsterblut in sich. In Italien war auch Dona Sebastiana, die, glaube ich, Chefin des Agentenrings ist. Aber sie ist, glaube ich, eine der Guten.
Jedenfalls werden die ganzen Aktionen immer schön auf Cassette protokoliert, und die hören sich in der Gegenwart zwei junge Studentinnen an, wovon eine damit zum inzwischen erwachsenen Sohn (auch Wagner Moura) geht. Was genau das zu bedeuten hat, habe ich nicht verstanden.
Und es gibt eine siamesische Katze und ein Bein. Das Bein wird am Anfang aus einem Hai herausgeholt, später von der Polizei geklaut und nochmals entsorgt. Da es vermutlich zu einer Leiche gehörte, die wohl von den Killern vorher schon einmal ins Meer geworfen wurde. Die Killer sind Kumpel von Dr. Euclides. Versteht sich.
Das Bein haut auf die perversen Lüstlinge am Strand ein. Das sollte, nehme ich an, Comedy relief sein.
Das Ganze ist sehr lang. Irgendwie auch gar nicht so schlecht. Aber nicht meine Art Film. Da bin ich zu sehr von Hollywood (im Zweifel 40er) geprägt. Das mag nun sehr altmodisch sein, aber ich finde, dass jede Person und jede Aktion was zum Film beitragen soll.
Hier wird Armando am Anfang eine Lehrerin/Dentistin vorgestellt. Als sie das nächste Mal auftaucht, ist sie seine Bettgenossin. Spielt aber ansonsten überhaupt keine Rolle. Und der Schwiegervater fragt ihn, ob er, als die Gattin noch lebte, mit anderen rumgemacht hätte. Darauf antwortet der, er habe sie, die Gattin, geliebt. Das war nicht die Frage, sagt der Opa. Stimmt, aber was hat das mit dem aktuellen Geschehen zu tun? Nix.
Ach ja, Kier. Eine Szene, zwei Minuten. Glanzvoll.
6/10 Filmraum (oder doch sieben?)
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