2025-10-29
Kurz nach Urlaubsantritt starben prompt kurz hintereinander Robert Redford und Claudia Cardinale, die beide natürlich einen ausführlichen Nachruf verdient hätten. Pech gehabt.
Aber irgendwie noch mehr bekümmert hat mich das Ableben von John Searle. Nicht, weil ich den besonders geschätzt hätte, im Gegenteil. (Ich sage nur, Chinesischer Raum.) Aber er musste fast einen Monat warten, bis sich die New York Times entscheiden konnte, ihm ein obituary zu widmen. Das ist ein besonders dramatischer Fall von zu lange gelebt. Wäre er zehn Jahre vorher gestorben, wäre er als einer der ruhmreichsten Philosophen der Gegenwart gewürdigt worden. So führten Vorwürfe sexueller Übergriffe zu seiner Transmutation zur persona non grata. Das John Searle Center for Social Ontology wurde ebenso abgeschafft wie sein Emeritus-Status.
Um zu sehen, dass er kein liebenswerter Mensch war, genügt es, sich ihn fünf Minuten anzuhören, aber ein wenig Werk und Charakter sollte man schon trennen.
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