Liedzeit

Alfred E. Superman

2025-07-15

Weil man ja eigentlich keine vernünftige Geschichte über Superman schreiben kann (weil der viel zu mächtig ist), wurden in den fünfziger und sechziger Jahren hauptsächlich die Versuche von Lois Lane, die Identität von Superman herauszufinden und/oder ihn zu heiraten, beschrieben.

Da nun dem eitlen Superman einmal der Verdacht kam, dass Lois womöglich ihn nur wegen seines Aussehens liebte, beschloss er eines Tages, sie auf die Probe zu stellen. Er willigt ein, sie zu heiraten und zu diesem Anlass gibt er nun seine wahre Identität preis. Und im wirklichen Leben, so stellt sich heraus, sieht er so aus wie Alfred E. Neumann an einem schlechten Tag. Das macht er natürlich per Maske, aber die dumme Lois fällt darauf herein, und, oh Wunder, sie nimmt von dem Heiratsplan Abstand. So sind sie die Frauen. Aber auch ziemlich mies von Superman.

Nun stelle man sich meine Verblüffung vor, als der neue Superman vorgestellt wurde, und ich auf dem veröffentlichten Plakat sah, dass man als Superman einen Mann, David Corenswet, gecastet hatte, der Alfred E. Neumann verblüffend ähnlich sieht (und er trägt eine zerknitterte Uniform mit ultrahässlichem Logo).

Im Film selbst ist es dann nicht ganz so schlimm, und wirklich jeder Mensch dieses Planeten muss einen um Klassen besseren Superman geben können als der entsetzliche Henry Cavill (der schlechteste Superheldendarsteller des Omniversums!). Aber er reicht natürlich nicht an Christoper Reeves heran (wie auch Dietmar Dath in seiner wie üblich viel zu gutmütigen Kritik anmerkt). Das merkt man besonders an dem Interview, das er Lois (gespielt von der Marvelous Mrs. Maisel herself: Rachel Brosnahan). Das ist vom Dialog ganz witzig, aber es fehlt die Magie, die es zwischen Chrisopher und Margot Kidder gab. Andererseits ist David Corenswet als Clark sehr gut, und es ist James Gunn anzurechnen, dass er sich dazu entschließen konnte, den alten Zopf – Lois liebt Superman, findet Clark doof - abzuschneiden. Lois und Clark sind ein Paar. Naja, oder so fast. Und noch besser: Lex Luthor ist keine Pappnase, sondern ein echter Schurke, dem man aber beinahe abnimmt, dass er vielleicht wirklich die Welt vor Superman schützen möchte. Gespielt wird er von, alle anderen in den Schatten stellend: Nichola Hoult, den ich neulich, anlässlich von Juror #2 Gelegenheit zu loben hatte. Wendell Pierce, versteht sich von selbst, als Perry White, war brilliant, hatte aber eine viel zu kleine Rolle.

Und wie ist nun der Film? Geht so. Zum Glück werden ein paar Anleihen an der Williams-Musik gemacht. Jammerschade, dass keiner mehr heute echte Filmmusik schreiben kann. Und es gibt Krypto, den Hund, der eigentlich Supergirl gehört. Superman rettet ein Eichhörnchen, was wohl als Parodie gedacht ist, und eine Frau, der ein Haus auf den Kopf zu fallen droht. Dass bei dem Rift offenkundig ein paar zehntausend andere Menschen draufgehen, interessiert natürlich keinen. Superman verhindert am Anfang einen Krieg zwischen zwei fiktiven Staaten. Darf er das? Dann kommen Monster und ein Klon und zu Hilfe eilt die Justice Gang. Aber vielleicht auch nicht. Deren Boss ist Green Lantern, den als Held eines Films noch einmal einzusetzen, wohl so unmöglich ist, dass man sich hier entschließen konnte, ihn endgültig zu verheizen. Mr. Terrific fand ich dämlich, Hawkgirl ziemlich cool. Die Pocket-Universe-Geschichte auch eher mau.

Als alter Comics-Fan gerade noch so...

7/10, Savoj


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