Liedzeit

Die Dreigroschenoper

2025-05-28

Ein kümmerlicher Glitzervorhang verbirgt die Bühne. Darin öffnet sich ein Kreis, in dem man ein Gesicht erkennt. Und dann wird Mackie Messer gesungen. Der Haifisch, der hat Zähne. Oje, dachte ich, wie ist es möglich, das dermaßen lustlos vorzutragen. Gut, da hat es große Vorbilder gegeben, aber so ein Mindesmaß an Pep darf man da doch erwarten. Oder nicht?

Das Hamburger Schauspielhaus bringt eine Inszenierung des Berliner Ensembles unter Leitung des „weltweit gefeierten Regisseurs Barrie Kosky“ (wie es auf der Hompage des Schauspielhauses heißt.)

Peachum unterhält sich mit einem Jobbewerber im ersten Rang. So ein Bettlerjob ist eine feine Sache. Leider trägt der Schauspieler, dessen Namen ich mir nicht die Mühe machte zu merken seinen Text mit erkennbarem Widerwillen vor. Viel lieber würde er, habe ich den Eindruck, ein schönes Hörbuch besprechen.

Na gut, Hauptsache Mackie macht seine Sache gut, der charismatische Gangster mit den Galoschen. Macht er nicht, und trägt nicht einmal Galoschen. Wenn man nach fünf Minuten bejammert, dass die Kostüme nichts taugen, ist etwas nicht in Ordnung. Mackie hat seine große Szene, als er unter dem Jubel der Zuschauer, zu seinem Song Konfetti in die Luft wirft.

Der einzige Part, der beinahe adäquat besetzt ist, ist der von Polly. Die ist zwar zu dick, kann dafür aber wenigstens singen.

Ein Jammer. Und natürlich besteht die Bühne aus einem großen Gerüst, auf dem die Schauspieler ohne Sinn und Verstand herumklettern. Ein genialer Regieeinfall. Wenn man der Darbietung der Schauspieler schon nicht folgen mag, so kann man sich wenigstens um deren körperliche Unversehrtheit Sorgen machen.

Drei Stunden sollte das gehen. Und irgendwann hörte ich auf, auf die Pause zu warten, offenbar, Mackie ist schon auf der Flucht, sollte das ohne gehen. Und dann ist doch Pause, und wundersamerweise sind erst 90 Minuten vergangen! Ich dachte, mit einem Bier im Kopf schaffe ich die zweite Hälfte vielleicht doch. Aber die Frau an meiner Seite wollte fliehen. Und das taten wir.

Das wäre alles nicht so tragisch, wenn die Kritiken nicht so begeistert wären. Stimmt was nicht mit uns? Vor zwei Jahren oder so, sahen wir eine Laienaufführung der Beggars Opera in Ratzeburg. Die war unendlich viel besser. Selbst ohne Lieder. Aber mit Brecht und Weill, ein Hit nach dem anderen, wie kann man das versauen?


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